Nach vielen Monaten im Home Office halte ich das immernoch für einen sehr guten Arbeitsort – nicht nur, weil es keine Glaswände gibt, oder weil man nicht im Großraum mit vielen anderen abgelenkt wird.
Mir fielen lange gar keine guten Gründe ein, wieso man überhaupt wieder in ein Büro zurückkehren sollte. Und dann war da doch etwas; nicht nur nach vielen Folgen der Serie Suits, die so viel im Büro spielte. Ich arbeite an Projekten mit Menschen, die ich noch nie getroffen habe – wir kennen uns nur per Telefon und Videokonferenzen. Technisch geht das einwandfrei, die Arbeit wird erledigt, aber etwas fehlt, und ich konnte lange nicht sagen, was eigentlich fehlt.
Wenn ich nur eine Sache benennen sollte, dann ist es Verbundenheit. Und die entstand früher im Büro eigentlich in all den Momenten, die nichts mit der Arbeit zu tun hatten. Beim gemeinsamen Mittagessen, bei Gesprächen in der Kaffeeküche, bei Weihnachtsfeiern und im Bierzelt (mit Kolleg:innen feuchtfröhlich auf Bierbänken stehen und singen: das wirkt wie eine Szene aus einem Film und nichts, was man selbst mal gemacht hat, aber es schaffte tatsächlich Nähe.)
Dass man die Kolleg:innen mochte, hatte einerseits mit dem Mere-Exposure-Effekt zu tun – wir bewerten Dinge positiver, mit denen wir häufig umgeben sind; es lag aber auch daran, dass man Menschen mit ihren ganzen Eigenheiten kennenlernte. Dass Kollegin D. vor dem ersten Kaffee nicht ansprechbar war und Kollege F. einen Hamster namens Klausi hatte, machte sie menschlicher. In Videokonferenzen lernt man sich auf diese Art und Weise einfach nicht kennen.
Dass man sich gut kannte und sich im Idealfall aufeinander verlassen konnte, wenn man mal Hilfe bei etwas brauchte – das zahlte sich nicht nur in Konfliktsituationen aus, es sorgte immer wieder für Austausch und brachte auch die Arbeit voran, weil ein gutes Team eben doch viel mehr zusammen erreicht als mehrere Einzelpersonen.
Es wird zur Zeit häufig darüber gesprochen, was in Schulen alles nachgeholt werden soll – für die Arbeitswelt gibt es dazu noch keinen richtigen Diskurs. Es steht die Frage im Raum, ob die Menschen überhaupt wieder in die Büros zurückkehren wollen, nachdem sie gemerkt haben, dass die Arbeit sich auch von zuhause sehr effektiv erledigen lässt und zwei Stunden Fahrtwege wegfallen.
Wenn Menschen also in die Büros zurückkehren sollten, dann nicht für die Arbeit selbst – sondern für alles andere.
Für den Zusammenhalt als Team. Für gemeinsam getrunkenen Kaffee, informellen Austausch, Gespräche über Haustiere und Hobbys.
Die Arbeitswelt braucht diese Verbundenheit mehr als bisher angenommen.